Forscher
In die explizite Forschung bin ich relativ spät eingestiegen, nämlich durch mein Dissertationsprojekt "Thema-Symbol-Gestalt" (Scharer 1987), das ich mit 37 Jahren, neben einer vollen Berufstätigkeit in der LehrerInnenfortbildung und im Religionsunterricht, begonnen hatte. Dass ich (1986), unmittelbar nach Abschluss meiner Dissertation und in Konkurrenz zu etablierten Kollegen, an die theologische Fakultät Linz auf die Professur für „Katechetik-Religionspädagogik und Pädagogik“ berufen wurde, entsprach nicht meiner damaligen Lebensplanung.
Ich war vor meinem Wechsel nach Linz verbeamteter LPA-Lehrer in Salzburg, was dem heutigen Professor an einer Pädagogischen Hochschule entspricht. Da ich die praktische Arbeit mit SchülerInnen und LehrerInnen und in der Erwachsenenbildung liebte und darin reiche Erfahrung gesammelt hatte, fiel mir der Überstieg in die Forschung zunächst nicht leicht. Als Religionspädagoge konnte ich mich allerdings immer wieder auf die unmittelbare Praxis beziehen, wie das u.a. in meinen frühen Arbeiten zu Religionsbüchern und Lehrplänen der Fall war. Bis heute regen mich konkrete Situationen (etwa mit Menschen in Gruppen) zum Nachdenken und Forschen an. Lebendige Kommunikationsprozesse lösen bei mir Forschungsenergie aus.
Eine erhebliche Erweiterung meiner Forschungsperspektiven verdanke ich den Begegnungen mit Menschen in unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Religionen. Vor allem Lateinamerika und Indien, z.T. auch Afrika, haben meine Forschung angeregt und regen sie weiterhin an.
Eine entscheidende Erweiterung erfuhr meine Forschungstätigkeit zehn Jahre später durch den Ruf an die theologische Fakultät Innsbruck, an die ich „geholt“ (explizite Einladung durch die Berufungskommission) wurde. Hier war bereits die Dramatische Theologie unter der damaligen Leitung von Raymund Schwager etabliert. Schwager lud mich in den (heute als Forschungsschwerpunkt benannten) ForscherInnenkreis „Religion-Gewalt-Kommunikation-Weltordnung“ (RGKW) ein. Der Ansatz der Kommunikativen Theologie wurde mit den Jahren zur zweiten Säule des RGKW, das nun seit Jahren von Roman Siebenrock geleitet wird. Der steten Auseinandersetzung mit den „Dramatikern“ verdanke ich vor allem den kritischen Blick auf das Konfliktive des Kommunikationsgeschehens und auf dessen latenter Gewaltanfälligkeit und Ausschlusstendenz.
Bei der Eingliederung von RGKW in den größeren Forschungsverbund, zunächst von „Politik-Religion-Kunst“ und später in den Forschungsschwerpunkt der Universität „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“, wurde Kommunikative Theologie ein eigener Forschungscluster, den ich (teilweise gemeinsam mit Martina Kraml bzw. mit Christian Bauer) bis 2013 geleitet habe. Im großen Forschungsverbund der Universität bestand und besteht die Möglichkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit über die Fachgrenzen und die Theologie hinaus.
Kommunikative Theologie suchte schon früh eine interdisziplinäre und internationale Plattform, die im Forschungskreis Kommunikative Theologie repräsentiert ist, den ich bis 2014 gemeinsam mit Jochen Hilberath (Tübingen) geleitet habe. Der Systematiker Jochen Hilberath war und ist über Jahre mein wichigster Forschungspartner und Freund, mit dem ich auch viel gemeinsam publiziert habe. Die amerikanischen KollegInnen Mary Ann Hinsdale (Boston) und Brad Hinze (New York) sind bereits früh in die gemeinsame Forschung eingestiegen.
Der wissenschaftliche Austausch geschieht in der Kommunikativen Theologie neben informellen Kontakten und Kooperationen vor allem in jährlichen Tagungen des Forschungskreises und auf Kongressen. Die in den Publikationen aufgeführten Buchreihen zur Kommunikativen Theologie und die Beiträge in Fachzeitschriften sind Orte an denen meine spezifischen Forschungsanliegen sichtbar werden.
Wie bereits auch aus den Schwerpunkten hervorgeht, ist mein Forschungsinteresse immer stärker auf die interreligiöse und interkulturelle Kommunikation ausgerichtet. Zu diesem Bereich zähle ich vor allem gemeinsame Forschungsanliegen mit der Islamischen Religionspädagogik und mit KollegInnen aus Indien.